by Adlerkeller | 5. Januar 2003 | Presse
Die Alt-Revoluzzer Weiss und Sommerwerk bieten sanften Humor und feinen Spott
Kaufbeuren Trollius Weiss ist Preuße, Willi Sommerwerk ist Bayer. Beide sind Liedermacher, und zusammen waren sie im Kaufbeurer „Uncle Satchmo’s“ zu Gast. Weiss und Sommerwerk gehören zu einem Berufsstand, der nicht gerade dafür bekannt ist, größere Vorurteile mit sich herumzutragen. Der Beruf des Liedermachers, so jedenfalls will es das Klischee, entstammt einer Zeit, als alle Menschen noch irgendwie Brüder waren, sich auf riesigen Freiluftkonzerten namens Woodstock trafen, um dort gemeinsam und total friedlich größere Mengen narkotisierender Hanfprodukte zu konsumieren. Nicht zu erwarten ist andererseits, dass der jeweils eine nicht damit klar käme, dass der jeweils andere Bayer beziehungsweise Preuße ist. Aber darauf kommt es gar nicht an. Wichtig ist, dass ein Grundthema vorhanden ist, aus dem sich trefflich Witze fabrizieren lassen.
Mehr als ein Aufhänger allerdings, ein Motto, das man als Aushängeschild vor sich hertragen kann, sollte diese Thematisierung der bayerisch-preußischen Erbfeindschaft aber wohl nicht sein. Das wurde jedenfalls schon zu Beginn des Abends schnell klar. Weiss & Sommerwerk gehören einer Generation an, in der sich alle total lieb haben (außer Fundis und Realos) und man allenfalls ganz sanfte Witze über einander machen würde, die man noch dazu in ganz dicke Anführungszeichen setzt, damit der Angesprochene auch ja nichts missverstehen kann. Andererseits ist so eine Grundhaltung auch nicht von Nachteil. Weiss und Sommerwerk tun niemandem weh, ihre Ironie verletzt nicht und sie ist vor allem nicht aggressiv, nicht laut, nicht dominant. Hier haben sich zwei auf alte Werte besonnen und gehen mit feinem Spott und sprachlicher Sorgfalt zu Werke.
Hit des Abends ist sicher das „Basis-Chakra“ von Trollius Weiss. In einen einzigen Song hat Weiss den gesamten Grundwortschatz der Esoterik-Szene gepackt, er entlarvt ihre nicht selten hohle Terminologie und erzählt nebenbei eine höchst witzige Nonsens-Geschichte. Auch nicht schlecht ist die Ballade von der Deutschen Revolution, die an einem Dienstagmorgen um 10 Uhr stattfinden soll. Leider hat an einem gewöhnlichen deutschen Dienstagmorgen niemand Zeit zum Revolution machen, weil alle Menschen mit sich selbst beschäftigt sind. Für einen überzeugten Alt-68er ist das natürlich ein unerträglicher Zustand, schließlich hat man selbst die besten Jahre geopfert, um der Revolution auf die Füße zu helfen.
Auch TV-Voyeurismus, Psychotherapie oder Internet-Manie geben ähnlich dankbare Themen für Songs ab, die immer mit präzisem Sinn für den sprachlichen Witz ins Werk gesetzt sind: „Du bist meine Vollversion – mein Gigaher(t)z fliegt himmelwärts“ heißt es im „Online-Lover“, einem Song, der das „digitale Liebestrauma“ einer ganzen Generation auf die Schippe nimmt. Dazwischen gibt es immer wieder lange, sanfte Balladen und Liebeslieder, Reminiszenz an eine Zeit, als Reinhard Mey noch ganze Generationen verzauberte – Generationen, die es natürlich immer noch gibt, ein wenig älter, ein wenig ruhiger geworden. Schöne, gefühlvolle Stücke für Menschen, die so etwas eben mögen. Das Publikum im „Satchmo’s“ ließ sich verzaubern und war sichtlich angetan von den Träumereien wie vom sanften Humor der beiden sympathischen Songpoeten.
André Krellmann
by Adlerkeller | 6. Dezember 2002 | Presse
Chantal und Christin entzücken mal wieder mit Travestie
by Adlerkeller | 23. November 2002 | Presse
Musikalischer und kabarettistischer Cross Over
Dr. Ernst Spähmann ist Musikprofessor. Er hasst Schroeder https://phonelookupbase.com , Hermann Schroeder, dessen Orgelwerke er als
Schüler schon nicht mochte. Dr. Spähmann parodiert heute Kanzler Schröder. Parodiert er auch sich selbst? Ist es Kabarett? Oder Nonsens? Oder ist das alles Programm? Dr. Spähmann ist Walter Dolak das jedenfalls ist Tatsache. Dass er virtuos mit dem Piano umgehen kann, ebenfalls. Und dass er vor Ideenreichtum nur so sprüht, auch. Die Gäste im Uncle Satchmo’s finden die Politik-Musik-Show gut, wenn es auch ein wenig dauert, bis das Publikum mitgeht.
Aber der Reihe nach: Kanzler Schröder richtet also sein Grußwort ans Publikum und ist schon im rot-grünen
Fahrwasser: Erneuerung bedeutet für ihn neue Schulden, neue Abgaben und Solidarität ist die Chance, ja das Recht für jeden, arbeitslos zu werden. Dafür stehen wir! Dolak wechselt ans Klavier. Weiter geht’s mit bekannten Liedern (Horch was kommt von draußen rein) und dem Türkischen Marsch von Mozart, aus denen er die orientalischen Elemente herausarbeitet. Der Musikprofessor meint jedoch, in heutigen Zeiten seien diese in Anbetracht der Gefahren aus dem Nahen Osten mit Vorsicht zu genießen. In einem Liederbuch von 1960 findet er das Stück Erwachet ihr Schläfer (Hoffentlich hört das keiner!), das er mit seinem Musikkollegen Georg Wolf auf außergewöhnliche Weise zum Besten gibt. Während Dolak am Klavier die Originalmelodie spielt, demonstriert Wolf auf dem Vibraphon, dass darauf auch Jazzklassiker wie How high the Moon oder etwa Tuxedo Junction projiziert werden können. Schwer zu spielen in einem mit Schwierigkeiten gespickten Stück, das vor Trillern, Prallern und Synkopen nur so strotzt. Leicht schulmeisterlich.
Ein Thema mit zahllosen Variationen bietet der Vergleich von klassischen Stücken mit Pop-, Rock- und Werbejingles. Alle meine Entchen kommt in Smetanas Moldau vor, aus Mozarts Rondo hat Andrew Lloyd Webber Jesus Christ Superstar gemacht und aus einem Brahms, den er nicht so schnell spielen konnte, wurde Don’t cry for me Argentina, erklärt Professor Spähmann etwas schulmeisterlich. Da kann er dann doch seine eigentliche Profession nicht verbergen, unterrichtete er doch einst als verbeamteter Musiklehrer Schüler verschiedener Gymnasien. Endlich darf dann Georg Wolf nochmal in Aktion treten als afrikanischer Juruba-Mann, am Vibraphon mit bluesigem Gesang und am Schlagzeug. Mit seinem herausragenden Trommelsolo Die Zeit vor der Zeit entführt er das Auditorium in die Urwelt, die Urzeit, den Ursprung. Dann ist Spähmann wieder zu Parodien aufgelegt. Schily, Stoiber, Herzog oder Rudolf Scharping, den er besonders gut drauf hat, kommen zu Wort. Durchsetzt sind diese Imitationen vom Klassik-Pop cross-over. Die Überraschungseffekte, beispielsweise den TicTacToe-Hit Ich find dich scheiße in Johann Sebastian Bachs c-Moll-Präludium wiederzufinden, kommen gut an. Überhaupt, mit Vergleichen von Bachs Präludien mit zeitgenössischer populärer Musik, kann Walter Dolak gar nicht mehr aufhören.
Trotz aller Ideen, eine Straffung des Drei einhalb-Stunden-Auftritts würde allen gut tun, kämen so doch die Höhepunkte besser zur Geltung. Das fürs nächste Programm.
23.11.2002, Gabriele Klauer
by Adlerkeller | 15. November 2002 | Presse
Spaß, gute Musik und schöne Preise zum Fünfjährigen
Anlässlich seines fünfjährigen Bestehens veranstaltete das Uncle Satchmo´s eine Benefizgala mit internationalen Künstlern, die im Laufe der vergangenen Jahre in Kaufbeuren zu Gast waren. Der Erlös der Veranstaltung ging an Vita, die Initiative zur Unterstützung von Angehörigen Demenzkranker.
Bis in die späten Nachtstunden war ein abwechslungsreiches Programm geboten. Den Anfang machte die Hausband San Francisco, die mit Unterhaltungsmusik das Publikum in Feierstimmung brachte.
No worries mate entfachten mit mystischen Digeridooklängen Urlaubsgefühle. Nach zwanzig Minuten übergaben sie die Bühne der Band Die Schmiede. Mit akustischem Rock und bayerischen Texten brachten sie die Zuhörer wieder zurück ins Allgäu. Wir versuchen, mit mehr Sprache unserem Publikum die Musik
verständlich zu machen, betonte eines der Bandmitglieder. Gitarrist Helmut Lang aus Kempten brachte mit seinen selbstkomponierten Texten das Publikum zum Nachdenken.
Es war schon spät in der Nacht, als Musik- und Politikkabarettist Walter Dolak eine Passage aus seinem aktuellen Programm Bach meets Schröder, vorstellte. Der Kanzler mitten im Lokal, im Zwiegespräch mit seinem Kontrahenten Stoiber. Nach viel Musik konnte das Publikum nun kräftig lachen.
Von ungewöhnlicher Schubkraft war die Soulstimme von Sängerin Bärbel Kober, überzeugend das Können der Musiker von Blue&Green. Mit Coverversionen aus dem Bereich Rock, Soul und Blues hielten sie das Publikum bei Laune.
Viel Freude hatten auch die Gewinner der großen Tombola, bei der es immerhin Wochenendreisen und ein nagelneues Auto zu gewinnen gab. Die Gewinner waren genauso erfreut wie Ingrid Bischoff vom Verein Vita, die den Reinerlös der Eintrittsgelder und der Tombola entgegennahm. Mit einer Zaubershow und weiteren musikalischen Stücken ging weit nach Mitternacht ein anstrengender, jedoch auch erfolgreicher Abend zu Ende.
15.11.2002 – Linda Wiener
by Adlerkeller | 1. März 2002 | Presse
Max Greger und Hugo Strasser spielen sich im Satchmo’s warm
Was sind das doch für klingende Namen: Max Greger und Hugo Strasser! Ja sicher, wird man denken California region phone , früher, aber heute haben sie sich doch längst aus dem Geschäft zurückgezogen. Denkste! Am Wochenende waren sie live zu hören und zu sehen und wärmten sich im Satchmo’s für ihre Tournee auf, die in Kürze in Hamburg beginnt. Es hätten sogar drei Urgesteine des deutschen Jazz sein können, wenn Ambros Seelos nicht aus gesundheitlichen Gründen hätte absagen müssen. Zusammen mit der Band von Max Greger jun. berauschten Papa Max (75) und Hugo Strasser (79) das Publikum im Adlerkeller.
Zwei Stücke hatte die Band – bestehend aus Max Greger jun. (Keybord), Rocky Knauer (Kontrabass) und Max Kinker (Schlagzeug) – vorgelegt, als der Altstar Greger die „Showtreppe“ herunter stieg und von mächtigem Beifall empfangen wurde. „Ich freue mich“, sagte er mit charmantem Lächeln an die Gastgeberin, „endlich wieder bei Yvonne zur Besichtigung freigegeben zu werden“. Die Absage von Seelos kompensierte Greger mit dem Versprechen: „Wir sind dafür heute super drauf!“ und drohte folgerichtig an: „Sie brauchen viel Zeit!“ Die nächsten 3 Stunden nutzten die Musiker, den Wahrheitsgehalt dieser Ankündigung zu beweisen. Galant und gewitzt führten Greger und Strasser durchs Programm, erfüllten in der Pause geduldig Autogrammwünsche und machten klar, dass sie auch musikalisch kaum etwas verlernt haben.
Mit Titeln aus längst vergangenen Tagen, darunter „Tequilla“, „Sentimental journey“ oder „Bei mir bist du scheen“, weckten sie beim Großteil des Publikums alte Erinnerungen und tiefe Emotionen. Kaum ein Lied, das nicht vom Publikum mitgesungen oder mitgesummt wurde, ohne dass Stammtischgeschunkel oder Bierzeltatmosphäre aufkam. Der Abend war zudem ein klarer Werbefeldzug für das Alter – mit praktischen Tipps zum richtigen Umgang mit dem Altwerden. Auf eine kurze Formel gebracht: Steh zu deinen Jahren, kokettiere damit und trag es auf jeden Fall mit Humor.
Atemberaubend
Eine klasse Vorstellung bot zudem Max Kinker am Schlagzeug. Man munkelte gar, der gebürtige Marktoberdorfer soll gedopt gewesen sein, als er zu einem atemberaubenden Solopart ansetzte und mehrere Minuten lang sein Schlagzeug auf Herz und Nieren prüfte. Kein Rhythmuswechsel, kein Tempo und kein Break, das irgendwie außer Kontrolle geraten wäre. Die anderen Bandmitglieder hatten mittlerweile längst beschäftigungslos die kleine Bühne verlassen, als Kinker sein Schlagzeug mit dem Kontrabass tauschte. Wie zwei Lausbuben standen sie da, Max Greger sen. und Max Kinker und machten sich zusammen über das unschuldige Instrument her. Der Kontrabass hatte indes auch zuvor schon unter der fingerfertigen Behandlung von Rocky Knauer erstaunliche Soli hören lassen. Die hervorragend harmonierende Band komplettierte Max Greger jun., „das beste Stück“, das sein Vater nach eigenen Worten je hervorgebracht hat. Nach drei Stunden harter Bühnenarbeit, sehr harter, wie die durchnässten Hemden der Musiker bewiesen, bat Greger sen. im Namen des Ensembles, wem das Konzert nicht gefallen habe, der solle darüber schweigen, wem es gefallen habe, der solle es doch weiter sagen. Und: Schweigen war hier nicht geboten.
01.03.2002 – Michael Bauer
by Adlerkeller | 23. November 2001 | Presse
Zwei sehr konträre Abende mit Rockmusik waren am vergangenen Wochenende im Kaufbeurer Satchmo’s zu erleben. Mit „Schinderhannes“ stellte zunächst eine zutiefst bairische Band ihre neue CD „Himmelfahrt“ vor. Den aus dem Leben gegriffenen Texten und Themen merkt man noch den „Liedermacher“-Ursprung von Schinderhannes an, bairisch – direkt gehts dabei um den blauen Himmel, Luftschlösser, Pfaffen, Dirnen und jedermannes kleine Verklemmtheiten.
Wie schon vor einem guten Jahr kam die festivalerprobte Gruppe mit minimaler technischer Ausstattung, an Schlagzeug und Baß jedoch waren mit Michael Eber und Markus Paul zwei excellente neue Musiker zu hören. Ob erdiger Groove oder Ballade mit sanften Keyboardklängen von Marco Köstler, der Sound war perfekt, und die Akzente wurden in feinster Rockermanier von Sänger und Bandgründer Hannes Ringlstetter gesetzt. Der springt, tritt und boxt in die Luft wie ein Wilder und versteht es vortrefflich, seine offensichtliche Freude an seinem Tun auch dem Zuhörer zu vermitteln. Er schafft es, ebenso frech wie freundlich, vom ersten Augenblick an in Kontakt mit dem Publikum zu sein – „wenn es hier im Club nicht funktioniert, dann funktioniert es auch sonst nirgends!“ An seiner Seite steht wie seit Jahren Gitarrist Jochen Goricnik, ruhig und oft hinter den langen Haaren versteckt, aber um so flinker mit den Fingern auf der Gitarre.
Programmatisch gänzlich anders dann der Samstag: Mit dem „Moon Orchestra“ um Sänger und Komponist Niki Hellenbroich stand viel Hi-Tech im Club. Komplex durchkomponierte Rockmusik, ein wenig an „Queen“ erinnernd, war angesagt und schöne Klangteppiche und Soundeffekte aus Thomas Oehlers vier Keyboards, etliche akustische und elektrische Gitarren von Uli Hofmann und Daniel Schusterbauer, Christoph Weigolds Baß und Dirk Feuchters umfangreiches Schlagzeug mußten am Mischer koordiniert werden.
Das Ergebnis war musikalisch beachtlich, sowohl für den Kopf in Form von ungeraden 7/4 Rhythmen, anspruchsvollen englischen Texten und schönen Arrangements als auch für den Bauch in Form satter Grooves, wobei hier die markante Gitarrenarbeit im Zusammenspiel mit den Rhythmikern hervorzuheben ist. Hier sind professionelle Tüftler am Werk, die zu Recht des öfteren schon Vorgruppe von Manfred Manns „Earth Band“ waren, zu dem auch sonst langjährige musikalische Beziehungen bestehen.
Niki Hellenbroich sang zunächst aus dem Hintergrund des Raumes, arbeitete sich langsam durchs Publikum nach vorne und versuchte durch Quizfragen und Plattenverlosung in Kontakt mit der Hörerschaft zu gelangen. Leider sind seine Entertainerqualitäten längst nicht so gut wie seine Stimme und seine Fähigkeiten als Komponist, so daß der Funke nicht so recht überspringen wollte.
23./24.11.2001 – Klaus Büttermann
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