by Adlerkeller | 30. November 2005 | Presse
Mal wieder Travestie bei Uncle Satchmo’s
„Wir geben ’ne Party“, versprachen Chantal Gelatine und Doria Duval aus München der Kaufbeurer Travestie-Fangemeinde. Chantal war ja schon einige Male im Uncle Satchmo’s gewesen. Diesmal kam sie mit ihrer neuen Partnerin Doria und einer komplett neuen Show für zwei Abende auf die Kaufbeurer Kellerbühne. Dort entführten die beiden in die Welt der Travestie und legten ein Programm mit Comedy, Zauberei, Kabarett und Erotik hin.
Der Kopf sagt dem Zuschauer, dass da zwei Männer auf der Bühne stehen, aber Augen und Ohren senden ganz andere Signale. So manche Frau im Publikum konnte beim An blick der beiden schon neidisch werden, denn mit ihren schönen Beinen, ausladenden Proportionen und immer perfekt geschminkt waren sie einfach toll anzusehen. Mit gemischten Gefühlen beobachtete wohl manch männlicher Gast die Show. Doch alle ließen sich mit reißen in die schwüle Welt des Glitters und der Travestie.
Mit 66 Fummeln, da fängt das Leben an, und auf die Frage: Bist Du ein Mann, komm her und fass mich an!“ So forderte das Duo fordern die letzten Zweifler heraus. Chantal und Doria bewiesen auch Mut zur Hässlichkeit: Verblüffend, wie in Sekundenschnelle aus einem lasziven, eleganten und erotischen Vamp mit perfekter Figur eine schlamperte Putzfrau oder alte Hexe mit Hängebusen wird. Eine Augenweide dagegen Doria als „Queen of the Night“ und nahezu perfekt als Tina Turner. Da stimmten Gesichtsausdruck und die Bewegungen bis ins Detail.
Bäumchen wechsle dich Auch das Publikum blieb von den beiden Verwandlungskünstlern nicht verschont, beim Gang durch die Tischreihen mussten einige der Gäste daran glauben. Den Frauen gab Chantal den Rat, den BH auszuziehen, denn dann würde das Gesicht faltenfrei. Und Doria erklärte, weshalb ihr von den Männern die älteren die liebsten sind. „Die geben sich nämlich beim Sex mehr Mühe, denn sie wissen, es könnte das letzte Mal sein.“ Ständig wechselten die beiden ihre Kostüme und Perücken, und egal ob blond oder braun, immer waren sie perfekt gestylte Frauen – oder Männer? Freche und frivole Sprüche kamen den ganzen Abend im Sekundentakt und ließen keine Langeweile aufkommen.
Als sie sich am Ende der Show demaskierten und wehmütig sangen: „Wir existieren nur zum Schein“, wurden aus den raffinierten und koketten Weibern zwei ganz normale Burschen, Robert und Andi eben. Eigentlich schade!
Allgäuer Zeitung, 30.11.2005 – Anke Graupner-Vycichlo
Foto: Langer
by Adlerkeller | 24. November 2005 | Presse
Roger Pabst ließ bei Satchmo’s die „Ol‘ blue eyes“ aufleben
Wer an diesem winterlichen Abend die Stufen ins Uncle Satchmo’s hinunterging, fühlte sich in einen Jazzkeller der Dreißigerjahre versetzt. Roger Pabst und seine „Swingin Strangers“ vermittelten in ihren tadellosen Anzügen nicht nur oberflächlich das Gefühl, „on the sunny side of the street“ zu stehen. Der Berliner im eleganten Zweireiher mit Krawatte, schwarz-weißen Schuhen und Hut am Retro-Mikrofon, lässig eine Hand in der Jackettasche, erzeugte mit seinen Musikern eine ganz besondere Jazz-Club-Atmosphäre.
Mit Charme und dem Lächeln des Originals auf den Lippen imitierte er an diesem Abend „Frankieboy“ Sinatra. Effektvoll ließ Roger Pabst mit seiner dreiköpfigen Combo die amerikanische Film- und Musiklegende wieder aufleben. Dabei baute er sein Programm chronologisch nach dem musikalischen Leben Sinatras auf und würzte es immer wieder mit kleinen Anekdoten und Geschichten aus dem Leben von „Ol‘ blue eyes“. Dabei war von Musicalmelodien wie „I could have danced all night“ (aus „My Fair Lady“) über Swing, Dixie, Boogie, Samba und Jazz alles geboten.
Der Charme der alten Zeit
Die Musik stammte zum großen Teil von Gershwin, Rodgers, Porter und Weill. In originelle Versionen verpackt, schöpften die vier Vollblutmusiker aus dem Leben für das Leben. Dabei bildete Sänger Pabst mit dem brillanten Klarinettisten und Saxophonisten Thomas Walter-Maria, dem markant musizierenden Ralf Ruh an der Hammondorgel und dem exzellenten Schlagzeuger Jan Leipnitz eine wunderbare Einheit, die in Wort und Ton den Charme alter Zeiten aufleben ließ. Aus der Vielfalt der Jazzrichtungen, die alle ihre Wurzeln im Worksong, dem Blues, dem Spiritual und dem Ragtime haben, kamen insbesondere Swingrhythmen in unzähligen Varianten zu Gehör, die historisch gesehen ihre volle Ausprägung zwischen 1930 bis 1945 erhielten. Das war kein Interpretieren von verfestigten Strukturen, es war ein echtes Musizieren, Ausleben und meisterliches Zitieren bekannter musikalischer Passagen. Von „Somebody loves me“, „Chicago“, „Winter in Vermont“ und anderen Evergreens bis hin zu Welterfolgen wie „New York, New York“ und „My Way“ reichte die kurzweilig angelegte Programmauswahl.
Da war die Lautstärke der Räumlichkeit angemessen, Akzente wurden wohl durchdacht gesetzt, immer wieder erreichten die mitgehenden Zuhörer neue Klangfarbentupfer, die nuancenreich ausgestaltet wurden. Auch die thematische Verarbeitung von Motiven, die melodischen und rhythmischen Reihen oder das Swing-Feeling in der Phrasierung ließ dieses reichlich zweistündige Konzert sehr kurzweilig erscheinen. Die Begeisterung des Publikums war denn auch angemessen – lange vor den erklatschten Zugaben war vergessen, dass „The Voice“ an diesem Abend nicht aus New Jersey, sondern vom Prenzlauer Berg gekommen war.
Allgäuer Zeitung, 24.11.2005 – Elisabeth Klein
by Adlerkeller | 20. November 2005 | Presse
So prächtig Thomas Wohlfahrt auch singt, würde ihm doch etwas mehr Profil gut anstehen
Manchmal geht es auch im fixen Musikgeschäft nicht schnell genug. Ohne das neue Album „Skyline“ mussten sich die Fans von Thomas Wohlfahrt nach dem Konzert im Uncle Satchmo’s auf den Heimweg machen. Die CD ist leider noch nicht ganz fertig“, ver
tröstete der stimmgewaltige Altusrieder Pop Sänger seine Anhänger: Zum Ausgleich gab es den „Star-Search“-Finalisten pur und ohne Elektronik-Schnickschnack.
Thomas Wohlfahrt „unplugged“: Zwei Akustik-Gitarren, ein Schlagzeug, mehr braucht der füllige Sänger (Lieblingshobby Kochen) auch nicht, um zu überzeugen. Die Reduktion auf Stimme und Rhythmus macht nicht nur die bekannten Stücke intensiver, sie
passt auch gut ins neue Projekt „Australia Rocks“. Im März 2006 soll es quer durch den fünften Kontinent gehen. In einem Wohnmobil, das auch als Aufnahmestudio dient. Das Ziel: „In jeder Stadt ein neuer Song“.
Soul, Country, Pop
Doch zuerst muss „Skyline“ in den Handel. Auch die „Himmelslinie“, das zeigt nicht nur das Stück „Make my Way“ aus der neuen CD, wird sich problemlos auf der breiten Pop-Autobahn einfädeln: Gefällige Arrangements, groovige Soul-Elemente, ein gehöriger Schuss Country-Pop und das beeindruckende Gesangsorgan von „The Voice“ Wohlfahrt sind ganz nach Fangeschmack. Für Außenstehende irritierend: Die Stilrichtung ist dem Sänger scheinbar völlig egal.
Ob Hardrock oder Herzschmerz, Thomas Wohlfahrt singt, was ihm gefällt. Die Stimme macht’s. Von Klassik einmal abgesehen, be
dient sich der sympathische Musiker, wo immer ihn ein Song berührt. „Men at Work“, Joe Cocker, „Spandau Ballet“ und die „Eagles“ an einem Abend, das gibt es in dieser Reihung nur bei „Wolle“, wie ihn die Fans nennen. Nah am Abgrund der Beliebigkeit, zementiert die Auswahl der einzelnen Stücke zwar Wohlfahrts Ruf als Cover-Sänger, macht ihm aber sichtlich Spaß.
Denn die Freiheit, zu spielen, was ihm in den Sinn kommt, hatte Wohlfahrt nicht immer. „In Kaufbeuren“, erzählt er schmunzelnd, „durfte ich die ‚Eagles‘ nie auflegen. Drum spiel ich sie heute“. Damals war Wohlfahrt noch DJ in einer Tanzschule. Gut, dass er jetzt mehr mit seiner Stimme macht, als fremde Interpreten anzusagen.
Allgäuer Zeitung, 20.11.2005 – Otto Fritsch
Foto: Langer
by Adlerkeller | 27. März 2005 | Presse
„Uncle Satchmo’s“ präsentiert attraktives Programm
Vor fast 20 Jahren übernahmen die Hamburgerin Yvonne Rech und der Allgäuer Rudolf Mergenthaler das „Historische Wirtshaus Adlerkeller“ in Kaufteuren. Seit 1997 führen sie zusätzlich zu der Gaststätte den im ehemaligen Lagerkeller wieder zum Leben erweckten und ausgebauten Gewölbesaal als Live-Club „Uncle Satchmo’s“, eine Musik-, Kabarett- und Kleinkunstbühne, die sich weit über die Region hinaus einen Namen gemacht hat.
Im Jahr 2001 konnten Yvonne Rech und Rudolf Mergenthaler als beste Gastronomen im Münchener Umland den renommierten Gastro-Award“ in Empfang nehmen, kürzlich erhielten sie im Reiseführer „Marco Polo – der Insider-Tipp“ eine weitere Auszeichnung. Die Hanseatin und der Allgäuer müssen demnach eine besonders gute „Mischung“ sein, worüber auch das soeben herausgebrachte neue Programm für das nächste Vierteljahr Zeugnis ablegt.
Am Samstag, 2. April, gastiert zum Beispiel die Augsburger Bluesband Gin Pan Alley“, die im so genannten Chicago-Style spielt. Eine Woche später, am Samstag, 9. April, ist die Band Forastero“ mit ihrer an den „TangoNuevo“ angelehnten Musik zu hören.
Im Rahmen der Kaufbeurer Musiknacht spielt am Samstag, 16. April, „Flash Eddie & The Conférence“, eine fünfköpfige Band, deren Interpretationen begeistern. „Be Sharp“ am Samstag, 29. April, knüpfen an alte Traditionen des Jazz an und mischen sie mit Einflüssen aus Hip-Hop, Rhythm `n `Blues und Funk.
Der Mai bringt dann am Pfingstmontag, 16.5., von 10 bis 14 Uhr „Max Kinker and friends“ beim immer wieder nachgelegten legendären Frühstücks Büfett. Am Samstag, 21. Mai, steht sodann die Eröffnung der Biergartensaison an, zu der ab 19 Uhr die „Red Blooms“ spielen werden.
Katholische SonntagsZeitung, 26./27.03.2005 – Mathias Zell
by Adlerkeller | 3. März 2005 | Presse
Bei Klaus-Peter Schreiner ist selbst der Kalte Krieg nach wie vor ein Thema
Wir haben unser System auf Computer umgestellt. Sie können deshalb mehrere Schreiben gleichen Inhalts von uns erhalten. Beachten sie die weiteren Schreiben als gegenstandslos“, zitiert Klaus-Peter Schreiner ein amtliches Anschreiben. Das animiert ihn zu der Frage: »Was nützt die schönste künstliche Intelligenz, wenn wir keine natürliche haben?“ Schreiner kann es sich erlauben so zu fragen. Er ist ein Kabarettist alter Schule – seit fast 40 Jahren Autor der Münchner Lach- und Schließgesellschaft. Nun gastierte er zum zweiten Mal im Uncle Satchmos und nahm die Gäste mit auf seine Wortspielreise „Einmal Deutschland und zurück“.
Seit mehr als einem halben Jahrhundert ist der 74-jährige Schreiner nun schon dem politischen Kabarett verbunden. Er studierte in Mainz Chemie und und Philosophie und kam dabei mit Hanns-Dieter Hüsch in Kontakt. Dann wechselte er nach München und lernte dort Dieter Hildebrandt kennen. Schreiner arbeitete für Rundfunk und Fernsehen, das ein Drehbuch von ihm mit Curd Jürgens und Lilli Palmer verfilmte. In mehreren Spielfilmen ist er auch selbst zu sehen. Außerdem hat er mehrere satirische Bücher geschrieben. Vor allem aber hat er mit fast allen Großen des Kabaretts zusammengearbeitet: Neben Hildebrandt insbesondere mit Sammy Drechsel, Gerhard Polt oder Bruno Jonas. Seit 1993 gibt Schreiner zu dem als Solist Vorstellungen.
Bei seinem Kaufbeurer Auftritt zeigt Schreiner subtiles Polit Kabarett der alten Schule. Gediegener Wortwitz, beißende Satire und treffender Spott, ohne mit Peinlichkeiten, Trivialitäten oder Anzüglichkeiten Aufmerksamkeit erregen zu wollen. Dass er dabei die guten alten Zeiten kommentiert als es noch attraktive Feindbilder wie „den Russen gab, schadet ihm nicht. Zumal „der Schwachsinn, der heute als Politik verkauft wird“, ihm „am Gesäß vorbeigeht“.
Dreht Deutschland!
Und so empfiehlt Schreiner rückblickend verblüffende Lösungen für den Kalten Krieg. Hätte man Deutschland um 90 Grad gegen den Uhrzeigersinn gedreht, hätten die Alpen ein natürliches Hindernis gegen den Russen“ gebildet. Der wäre dann durch die Donau gestoppt worden, wenn nicht schon vorher die neuen östlichen Bundesländer (Bayern und Baden-Württemberg ein ideologisches Bollwerk gebildet hätten – Regionen, die, so Schreiner, durch Namen wie Andreas Hofer oder Kardinal Faulhaber) eh eine besondere Tradition im Widerstand besäßen. Auch Schreiners philosophischer Diskurs über den Kapitalismus zeugt noch von alter dialektischer Schule. Schreiner zeigt sich aber auch mit neueren Entwicklungen vertraut und tut seine Meinung zur Meinungsfreiheit, Korruption oder der modernen Verwaltung kund. So gerät ein Mann in die Fänge der Bürokratie, weil ein Computer ihm eine Schwangerschaft attestiert. Auf dem Amt wird ihm mitgeteilt das ein Schwangerschaftsabbruch aus sozialer Indikation nicht möglich sei aber immerhin könne er Kindergeld beantragen. Und Schreiner kann auch selbstironisch sein, wenn er „Bioaktiv-Kegeln“ für Happy Enders“ für Senioren empfiehlt. Seine Märchen wie „Null Bock und die sieben Geißlein“ erinnern schon fast ein wenig an altrömische Fabeln und Parabeln mit modernen Inhalt.
Schließlich schneuzt Schreiner, weißhaarig und im eleganten Anzug, in ein Taschentuch in den deutschen Farben. Dann ruft er sich selbst zur Ordnung, denn das Taschentuch sei doch eine Fahne und die stehe schließlich für das Vaterland. „Ob ich in ein Taschentuch oder eine Fahne schneuze, sollte egal sein denn sonst trifft es das Vaterland direkt“, lautet seine listige Antwort.
Allgäuer Zeitung, 3.3.2005 – Markus Frobenius
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