Tanzend durch die blaue Nacht
„Blue Night“ 1300 Musikfreunde in den Kneipen – und auf den Straßen bleibt es ruhig
Kaufbeuren Samstagnacht gegen halb elf. Die Kaufbeurer Fußgängerzone wirkt wie ausgestorben. Nur das Summen der Klimaanlagen ist zu hören. Weit vorn klackern Stöckelschuhe übers Pflaster. Die Mädels sind auf der Suche nach dem guten Sound – und liegen richtig: Zwei Blocks später dringt das erste Brandungsrauschen ans Ohr: Ein leises Musikgeplätscher im Meer der Stille. Beim Stadtbrunnen dann endlich: „Land in Sicht“. Die Musik wird lauter, die Menschen ausgelassener. Der Strand der „Blue Night“-Hauptinsel ist nur noch 100 Meter entfernt.
Drei Bands spielen dort – in drei verschiedenen Kneipen, die zur festen Einrichtung der „Blue-Night“ gehören. Die Auswahl an der Ecke Kaiser-Max-Straße/Am Breiten Bach: Samba mit „Bem Brasil“ in „Carlo’s Bar“ und im Partyzelt auf der Straßenseite, feiner Swing mit „Long Island Ice T.“ im „Hof-Café“ und deftigen Rock’n Roll mit den „Grooveties“ im „Hirschkeller“. Ringsherum, auf den Straßen der Altstadt, ist wenig los. Kaufbeurens Live-Musikveranstaltung, spielt sich trotz frühsommerlicher Temperaturen und 1300 verkaufter Eintrittskarten überwiegend in den neun teilnehmenden Kneipen ab.
Nur eine Gruppe (leider mäßig begabter) Nachwuchs-Jodler zieht laut juchzend in Richtung Rathaus. Eine Zwischenetappe, denn ganz in der Nähe spielt einer der musikalischen Geheimtipps der 2008er „Blue Night“: Im „el Greco“ ist es pumpvoll – alle wollen die Band „for2go“ erleben. Nicht jeder schafft es wirklich nach oben, da steppt der Bär. Doch auch unten im Rosental ist das Stimmungs-Trio gut zu hören. Zum ersten Mal dabei und gleich heftig besucht: Das „Café Valentin“ in der Neuen Gasse und das „Café am Fünfknopfturm“. Den Afraberg hinauf ist Kondition gefragt, doch der Blick vom Fuß des Fünfknopfturms übers nächtliche Kaufbeuren entschädigt für die Plackerei. Drinnen im Café spielt „W.O.X. Entertainment“, doch bis zur Band vorzudringen ist schier unmöglich. Das klappt auch bei der zweiten „Newcomer“-Kneipe des Abends nur mit Mühe: Leute mit Platzangst sind im „Café Valentin“ definitiv am falschen Ort. Conny, Gary und Otto, die ihre Initialen im Bandnamen „C.G.O“ verewigt haben, machen mächtig Laune. Bei den Nachbarn in der „Weinstube Platz’l“ sorgt „Next 2U“ für Druck. Draußen auf der Neuen Gasse mischen sich die Gäste der beiden Kneipen zu einer großen Partygruppe.
Der Stilrichtung treu bleibt man im Uncle Sachtmo’s: Zur „Blue Night“ gehört Blues – vom Feinsten natürlich: Deshalb wurde die Münchner „Blue Notes Blues Band“ engagiert. Eine Combo, das steht nach einem Blick ins Publikum fest, auf junge und hübsche Damen eine geradezu magnetische Anziehungskraft ausübt. Über zu wenige Gäste und weibliche Fans kann sich auch „Pistol Pete & The Dixieland Highgrass Band“ nicht beklagen. Die Nachwuchsband spielt im „Dicken Hund“ auf – und das sehr professionell.
Erfreulich der reibungslose Verlauf der Großveranstaltung. „Total friedlich“ meldet der Veranstalter – was die Polizei bestätigt: Im Verlauf der Blue Night wurden die Streifenwagen zu keinem außerplanmäßigen Einsatz gerufen.
Allgäuer Zeitung, 26.04.2008, Otto Fritsch
Foto: Band
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