Mal wieder Travestie bei Uncle Satchmo’s

„Wir geben ’ne Party“, versprachen Chantal Gelatine und Doria Duval aus München der Kaufbeurer Travestie-Fangemeinde. Chantal war ja schon einige Male im Uncle Satchmo’s gewesen. Diesmal kam sie mit ihrer neuen Partnerin Doria und einer komplett neuen Show für zwei Abende auf die Kaufbeurer Kellerbühne. Dort entführten die beiden in die Welt der Travestie und legten ein Programm mit Comedy, Zauberei, Kabarett und Erotik hin.

Der Kopf sagt dem Zuschauer, dass da zwei Männer auf der Bühne stehen, aber Augen und Ohren senden ganz andere Signale. So manche Frau im Publikum konnte beim An blick der beiden schon neidisch werden, denn mit ihren schönen Beinen, ausladenden Proportionen und immer perfekt geschminkt waren sie einfach toll anzusehen. Mit gemischten Gefühlen beobachtete wohl manch männlicher Gast die Show. Doch alle ließen sich mit reißen in die schwüle Welt des Glitters und der Travestie.

Mit 66 Fummeln, da fängt das Leben an, und auf die Frage: Bist Du ein Mann, komm her und fass mich an!“ So forderte das Duo fordern die letzten Zweifler heraus. Chantal und Doria bewiesen auch Mut zur Hässlichkeit: Verblüffend, wie in Sekundenschnelle aus einem lasziven, eleganten und erotischen Vamp mit perfekter Figur eine schlamperte Putzfrau oder alte Hexe mit Hängebusen wird. Eine Augenweide dagegen Doria als „Queen of the Night“ und nahezu perfekt als Tina Turner. Da stimmten Gesichtsausdruck und die Bewegungen bis ins Detail.

Bäumchen wechsle dich Auch das Publikum blieb von den beiden Verwandlungskünstlern nicht verschont, beim Gang durch die Tischreihen mussten einige der Gäste daran glauben. Den Frauen gab Chantal den Rat, den BH auszuziehen, denn dann würde das Gesicht faltenfrei. Und Doria erklärte, weshalb ihr von den Männern die älteren die liebsten sind. „Die geben sich nämlich beim Sex mehr Mühe, denn sie wissen, es könnte das letzte Mal sein.“ Ständig wechselten die beiden ihre Kostüme und Perücken, und egal ob blond oder braun, immer waren sie perfekt gestylte Frauen – oder Männer? Freche und frivole Sprüche kamen den ganzen Abend im Sekundentakt und ließen keine Langeweile aufkommen.

Als sie sich am Ende der Show demaskierten und wehmütig sangen: „Wir existieren nur zum Schein“, wurden aus den raffinierten und koketten Weibern zwei ganz normale Burschen, Robert und Andi eben. Eigentlich schade!

 

Allgäuer Zeitung, 30.11.2005 – Anke Graupner-Vycichlo

Foto: Langer