„Jingle Bells“ & Co. Max Greger jr. und seine Band im Uncle Satchmo‘s
Wenn einem mehr oder weniger swingende, vorwiegend amerikanische Weihnachtslieder beim adventlichen Geschenkkauf um die Ohren gehauen werden, dann ist man irgendwann so genervt, dass man innerlich abschaltet. Eigentlich schade um die Musik, die in ruhigen Momenten mit authentischem Sound gut genießbar ist. Vergangenes Wochenende hatte man im Uncle Satchmo‘s die Gelegenheit dazu, denn Max Greger jr. und seine Band boten mit „Swinging Christmas“ beste Unterhaltung.
Nur äußerlich unterkühlt
Auch wenn draußen die Schneeflocken nur in zählbarer Menge niedergingen, fühlte man sich in „Sleigh Ride“, Leroy Andersons unnachahmlicher Beschreibung einer Schlittenfahrt, gleich in die passende Stimmung versetzt. Max Greger garnierte am Keyboard seine Melodien mit bisweilen höchst virtuosen Koloraturen und ließ auch mal harmonisch die Zügel fahren. Rocky Knauer aus dem kanadischen Vancouver zeigte, das Coolness nur äußerlich zu den Haupteigenschaften eines Bassisten gehört. In seinen melodisch einfallsreichen Soli bewies er, dass er mehr kann als nur das harmonische Fundament legen. Schlagzeuger Max Kinker, einziges Band-Mitglied aus „usA“ (,‚unserem schönen Allgäu“) hielt sich zu- nächst noch vornehm zurück. Vor der Pause zeigte der Marktoberdorfer jedoch mit einem fulminanten Solo, was in einer jazzigen Version von „Jingle Bells“ so alles möglich ist.
Die drei blieben nicht unter sich, sondern wurden von drei recht unterschiedlichen Gesangssolisten begleitet. Nina Michelle, wie Knauer auch aus Vancouver, präsentierte sich mit leicht rauchiger Stimme und viel Volumen bei „Have yourself a merry little Christmas“ oder „Frosty the Snowman“, das melodisch wohl nicht ganz zufällig dem Lied vom rotnasigen Rentier Rudolph ähnelt.
Bluesig wurde es beim Auftritt des optisch und stimmlich schwergewichtigen Amerikaners Anthony Bullock. Auch zu ironischen Zwischentönen war er mit seiner wandlungsfähigen Stimme in der Lage, beispielsweise in „I saw Mommy kissing Santa Claus“. Ohne übertriebenes Sentiment sangen beide die Ballade „I‘ll be home for Christmas“, bevor der Drummer in „Jingle Bells“ die Aufmerksamkeit auf sich zog und dabei mit Body Percussion ebenso aufhorchen ließ wie mit Anspielungen auf Maurice Ravels „Bolero“.
Maximilian Rudolf Sebastian Greger, Enkel und angehender Jurist, komplettierte mit natürlichem Stimmtimbre und viel Swing-Feeling die Sängerriege. Auf der Gitarre brauchte er sich ebenfalls nicht zu verstecken. Im Duo mit Anthony Bullock machte er im abschließenden „Run Rudolph Run“ von Chuck Berry, immerhin ein Altersgenosse seines Opas, auch als Rocker eine gute Figur.
Allgäuer Zeitung, 14.12.2007 – Joachim Buch
Foto: Joachim Buch
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