Der Australo-Folk der Gruppe „NoWorries,Mate“

Eigentlich kommt Rick Stephens aus dem australischen Horsham, einer Stadt zwischen Melbourne und Adelaide. Dort erschallt bei jeder Gelegenheit ein lockeres „No Worries, Mate“. So grüßt man sich in Australien. „No Worries, Mate“ heißt aber auch das Musiker Trio, dessen Kopf besagter Rick Stephens ist. Stephens ist Sänger und Gitarrist und lebt seit sieben Jahren in Memmingen. Trotzdem pflegt er die Liebe zu seiner fernen Heimat. Für die Konzerte mit seiner Band packt er stets ein gutes Stück australischer Lebensart mit in den Musikkoffer. Was jüngst, wieder einmal, beim Auftritt von „No Worries, Mate“ im Uncle Satchmo’s zu erleben war.

Sind es die endlos langen, staubigen Pisten des Outback, über die hin und wieder ein Känguru hoppelt? Ist es der intensive Geruch frischer Eukalyptusblätter oder der archaische Klang des Didgeridoos? Und was ist mit
der Jahrtausende alten Geschichte der Ureinwohner, die als rastlose Nomaden über trockene Ebenen zogen? Sind das vielleicht nur Klischees? Bei Harry Rammerle werden jedenfalls Sehnsüchte wach, denkt er an das Land „Down Under“. Der Augsburger spielt bei „No Worries, Mate“ sämtliche Rhythmus- instrumente und das Didgeridoo. Ein gutes halbes Dutzend dieser teils kunstvoll bemalten Holzröhren stehen griffbereit hinter ihm auf der Bühne. Einige davon hat der bekennende Australienfan von seinen Reisen mitgebracht.

Der tiefe, meditative Grundton des Didgeridoo gibt gerade den instrumentalen Eigenkompositionen von „No Worries, Mate“ das Archaische. Bilder von Landschaften im Outback ziehen vorbei, und das nicht nur im Kopf
der Konzertgänger. Auf einer Leinwand neben der Bühne läuft eine kleine Dia-Show, die einen optischen Eindruck von der Weite des fünften Kontinents vermittelt. Der Gaumen der Gäste im Uncle Satchmo’s wird ebenfalls auf Australien getrimmt. Man darf wählen zwischen Steaks vom Känguru, Strauß oder Krokodil. Offene australische Weine ergänzen die kulinarische Reise.

Mal Hendrix, mal Hawaii.

Auf der Bühne ist dagegen eher „Whisky in the Jar“ angesagt. Gassenhauer aus Irish Folk, Blues und Rock’n’Roll ergänzen die eigenen Stücke. Deutliche Country-Einflüsse bringt Hugo Fritz durch sein Spiel auf der Lap-Steel Gitarre mit ein. Verträumte Hawaii-Klänge wechseln mit wilden Soli à la Jimi Hendrix.
Durch die Lautstärke der Lap-Steel rückt das Didgeridoo leider zu oft in den Hintergrund. Doch bei seinem Solo glänzt Rammerle durch Originalität. Ein Abflussrohr aus dem Baumarkt oder ein Staubsaugerrohr funktioniert er kurzerhand zum Blasinstrument um. Direkt zart wirkt dagegen das Gitarrenspiel
von Rick Stephens. Entspannt moderiert der Frontmann durch den Abend und erzählt von seiner Heimat am anderen Ende der Welt. Das Heimweh ist momentan wohl nicht so schlimm, denn Stephens hat Besuch aus Australien. Da ist man unter sich. Bestimmt wird es bei Stephens in Memmingen nun zu jeder Gelegenheit heißen: „No Worries, Mate“.

 

Christian Gögler