Unclc Satchmo’s: Der gebürtige Kaufbeurer Peter Gößwein bietet eine gepfefferte Auswahl der Gebrüder Grimm
Kaufbeuren Zur Märchenstunde hatten die Wirtsleute vom Kaufbeurer Adlerkeller gleich zu Beginn ihres aktuellen Fruhjahrsprogramms ins Uncle Satchmo’s eingeladen. Dabei räumten der aus dem Allgäu stammende Berliner Schauspieler und Musiker Peter Gößwein und die vier Musiker von „Keep Digging“ ebenso perfekt wie gründlich mit dem Vorurteil auf, Märchen seien allein harmlose, nette, altmodische Geschichten für Kinder. Das sind sie zwar auch, aber die Auswahl von Grimms Märchen, die die Truppe mit nach Kaufbeuren gebracht hatte, offenbarte auch häufig die Grausamkeit und Brutalität der Geschichten, die uns schon seit der Kindheit begleiten.
Querschnitt der Abgründe
Die Grimmschen Märchen, so Gößwein, seien ein Spiegel der Wirklichkeit, böten einen Querschnitt durch die Abgründe der Menschheit. Immer wieder gelang es ihm, seinem Publikum ein frostiges Schaudern durch den Körper zu jagen. Den Gipfel der Grausamkeiten hatte sich Gößwein für den Schluss aufgehoben. Eine ganze Ewigkeit schien das Märchen „Von dem Mandelbaum“ zu währen, gespickt mit Gräueln aller Art. Das Publikum ging nicht unvorbereitet in dieses „grauenhafte“ Finale. Gößwein hatte seine Gaste vorgewarnt, „allerdings nimmt das Märchen ein gutes Ende“ fügte er hinzu.
Reich akzentuiert
Als ob Gößweins an Mimik und Gesten reicher, akzentuierter Vortrag nicht schon allein das Publikum gefangen nähme, setzten die Groove- und Soundspezialisten von „Keep Digging“ punktgenau musikalische Akzente. Da fauchte es und grummelte, schepperte und klirrte es. Da glaubt man aber auch silberhelles, fröhliches Lachen zu vernehmen, hörte die Sterntaler vom Firmament lallen, spürte förmlich, wie sich der faule Heinz und die ebenso faule Trine alle Zeit der Welt zu nehmen schienen.
Die Idee zu ihrem Programm „Grimm & Groove“ hatten der gebürtige Kaufbeurer Peter Gößwein und die Musiker vor einigen Jahren. Kindertheater hatte man schon gemacht, jetzt sollte es etwas für Erwachsene sein. Die riesige Märchensammlung der Brüder Grimm – Hessen wie die Musiker der Groove-Formation „Keep Digging“ – bot genau diesen Fundus an Texten.
Bereits seit 2006 touren Gößwein und die Musiker schon mit ihrem Programm durch die Republik. Auftakt war im „Grünen Salon“ der Berliner Volksbühne, es folgten Auftritte in Hessen und im Rhein-Main-Gebiet einschließlich einer Vorstellung auf einem Lahnschiff. Die Darbietungen im „Uncle Satchmo`s“ und in Immenstadt waren die beiden letzten Auftritte in einer Serie von rund zwanzig. Gößwein freute sich sehr darüber, die Tour im Allgäu zu beenden, wohin er immer wieder gern zurückkehre. Er hofft, auch mit seinem neuen Programm wieder in Kaufbeuren gastieren zu können. Dann will er mit Improvisationsmusikern und einer Sandmalerin auftreten.
Peter Goßwein lebt inzwischen in Berlin. Doch für die Schlussdarbietungen seines aktuellen Programms zog es Ihn zurück in seine Heimatstadt. Begleitet wurde er von „Keep Digging“.
Allgäuer Zeitung, 21.03.2012 – Klaus-Dieter Treude
Foto: Klaus-Dieter Treude
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