Angelika Sedlmeier war mal wieder bei Uncle Satchmo’s
G’schert ist sie immer, boshaft auch ganz gern, banal nur, wenn es unbedingt sein muss, wenn’s halt passt: Die g’scherte Angie alias Angelika Sedlmeier ist mittlerweile schon Stammgast im Uncle Satchmo’s. Auch beim jüngsten Auftritt enttäuschte die Schauspielerin und Kabarettistin aus München ihre Allgäuer G’stanzl-Fans nicht.
Ob im urigen Gewölbe des Kaufbeurer Kulturkellers oder bei ihren Fernsehauftritten als Kellnerin Angle in „Uttis Schlachthot“: Ihr Geheimnis ist die unmittelbare Präsenz. Die Seldlmeier tritt auf, sie schleicht sich nicht auf die Bühne. Und hat ihr Publikum von Anfang an im Griff. Alte G’stanzln zum Lachen (und zum Nachdenken), dazu kurze Dialoge namhafter Autoren wie Herbert Rosendorfer, und hin und wieder eine Gesangseinlage. Alles im Dialekt, vorgetragen von einem Weibsbild wie aus dem Bilderbuch für Heimatpfleger. Bei der Sedlmeier kommen auch die Dirndl-Liebhaber auf ihre Kosten. „Zuerst das Bier und das Bayerische, dann der Sex“, sagt sie in der Pause und holt so tief Luft, dass man Angst ums Dirndl bekommt. Kein Wunder, denn gleich danach wird sie unter anderem auf einen „petroversen Dingsvorzeiger“ treffen.
Das Programm, eine Mischung aus Boshaftem und Banalem, beinhaltet auch eine Menge Kulturtipps für alte Zugereisten, denn die Solo-Entertainerin ist schließlich in ganz Deutschland unterwegs. So erzählt die Sedlmeier auch, was ein gestandener Allgäuer schon immer weiß und täglich respektiert: Dass die Sau nun mal den Ton angibt im Dialekt, besonders bei den Superlativen. Und von denen gibt es bekanntermaßen unzählige, um nicht zu sagen saumäßig viele.
Man beachte den Unterschied
Lernen konnten die Kaufbeurer dafür, wie es wirklich zuging bei Noahs bierseliger Begegnung mit dem Vater aller Starkbiere, dem Salvator, damals im „Archenschiff am Nockerberg“. Oder auch, dass man penibel auf die Eigenheiten des Bayrischen achten muss, besonders, wenn es um die Vergangenheit geht: Da heißt es eben „g’forchten“, wenn man sich gefürchtet hat, Aus und Amen.
Allgäuer Zeitung, 14.11.2003 – Otto Fritsch
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