So prächtig Thomas Wohlfahrt auch singt, würde ihm doch etwas mehr Profil gut anstehen

Manchmal geht es auch im fixen Musikgeschäft nicht schnell genug. Ohne das neue Album „Skyline“ mussten sich die Fans von Thomas Wohlfahrt nach dem Konzert im Uncle Satchmo’s auf den Heimweg machen. Die CD ist leider noch nicht ganz fertig“, ver
tröstete der stimmgewaltige Altusrieder Pop Sänger seine Anhänger: Zum Ausgleich gab es den „Star-Search“-Finalisten pur und ohne Elektronik-Schnickschnack.

Thomas Wohlfahrt „unplugged“: Zwei Akustik-Gitarren, ein Schlagzeug, mehr braucht der füllige Sänger (Lieblingshobby Kochen) auch nicht, um zu überzeugen. Die Reduktion auf Stimme und Rhythmus macht nicht nur die bekannten Stücke intensiver, sie
passt auch gut ins neue Projekt „Australia Rocks“. Im März 2006 soll es quer durch den fünften Kontinent gehen. In einem Wohnmobil, das auch als Aufnahmestudio dient. Das Ziel: „In jeder Stadt ein neuer Song“.

Soul, Country, Pop

Doch zuerst muss „Skyline“ in den Handel. Auch die „Himmelslinie“, das zeigt nicht nur das Stück „Make my Way“ aus der neuen CD, wird sich problemlos auf der breiten Pop-Autobahn einfädeln: Gefällige Arrangements, groovige Soul-Elemente, ein gehöriger Schuss Country-Pop und das beeindruckende Gesangsorgan von „The Voice“ Wohlfahrt sind ganz nach Fangeschmack. Für Außenstehende irritierend: Die Stilrichtung ist dem Sänger scheinbar völlig egal.

Ob Hardrock oder Herzschmerz, Thomas Wohlfahrt singt, was ihm gefällt. Die Stimme macht’s. Von Klassik einmal abgesehen, be
dient sich der sympathische Musiker, wo immer ihn ein Song berührt. „Men at Work“, Joe Cocker, „Spandau Ballet“ und die „Eagles“ an einem Abend, das gibt es in dieser Reihung nur bei „Wolle“, wie ihn die Fans nennen. Nah am Abgrund der Beliebigkeit, zementiert die Auswahl der einzelnen Stücke zwar Wohlfahrts Ruf als Cover-Sänger, macht ihm aber sichtlich Spaß.

Denn die Freiheit, zu spielen, was ihm in den Sinn kommt, hatte Wohlfahrt nicht immer. „In Kaufbeuren“, erzählt er schmunzelnd, „durfte ich die ‚Eagles‘ nie auflegen. Drum spiel ich sie heute“. Damals war Wohlfahrt noch DJ in einer Tanzschule. Gut, dass er jetzt mehr mit seiner Stimme macht, als fremde Interpreten anzusagen.

 

Allgäuer Zeitung, 20.11.2005 – Otto Fritsch

Foto: Langer